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Am Ortsrand
von Zagora ragt ein Schild über den Straßenrand, das mittlerweile
einige Bekanntheit erreicht hat. Es ist das Schild, das den Besucher darauf
hinweist, dass Timbuktu "nur" noch 52 Tage entfernt sei. Wahrscheinlich
fragt sich kaum jemand, der das Schild fotografiert, wer es gemalt hat.
Eines Nachmittags betritt ein mittelalterlicher Herr Abdouls Karawanserei.
Wie üblich lässt sich der Gast nieder, um ein Tässchen Tee
zu trinken und über dieses und jenes zu plaudern. Der Gast fragt mich,
was das für ein Buch sei auf meinem Schoß. Ich schlage es auf
und zeige ihm meine Zeichnungen und Skizzen.
Er fragt mich, ob ich das Schild am Ortsrand kenne, denn er sei derjenige,
der es gemalt hat. Natürlich erinnere ich mich daran, ich habe den
Schriftzug vor Augen, die Männer in Blau, die auf Kamelen reiten. Er
fragt nach meinem Buch und greift nach Pinsel und Farbe und beginnt, "sein"
Schild in mein Skizzenbuch zu malen.
So kommt es, dass ich im Besitz eines echten „Nur noch 52 Tage nach
Timbuktu“-Bildes bin. Wenn ich nun das Bild betrachte, erinnere ich
mich an die meditative Haltung, mit der der Maler aus Zagora den Pinsel
über das Papier gleiten ließ. Während des Malens strömte
er eine Ruhe aus, der man sich gerne überlässt, weil die Zeit
in ihr ein bisschen weniger schnell vergeht. |