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Als
Tourismusexperte ist Mohammed viel daran gelegen, mir die Schönheiten
von Ouarzazate und Umgebung zu zeigen. Wir mieten ein Auto für einen
Tag, um mobiler zu sein. Auf asphaltierter Straße verlassen wir Ouarzazate,
um dann nach einer Viertelstunde auf eine Schotterstraße abzubiegen,
die eine Herausforderung für Wagen und Lenker darstellt.
Mohammed legt eine Kassette ein – Aisha von Khaleb – und singt
den Refrain mit. Das Lied ist sehr populär, ein Hit sozusagen, bei
einer meiner Busfahrten war es eines der Lieblingslieder des Busfahrers.
Musik ist Lebenselixier in Marokko. Kaum ein Ort, wo man keine Musik hört
oder selbst Musik gemacht wird. Sogar im Fernsehen nimmt Musik großen
Senderaum ein und es ist keine Seltenheit, dass ein klassisches orientalisches
Orchester einen ganzen Abend füllt.
Unser Mietauto schaukelt die Schotterstraße entlang und es dauert
die ganze Kassettenlänge, bis wir unser Ziel erreichen. Die Oase Fint
ist eine Flussoase Richtung Marrakesch. Als wir den Fluss überqueren,
sind die Frauen gerade beim Wäsche Waschen. Als Waschbrett, das ich
noch aus Kindertagen kenne, dienen den Frauen hier Steine, auf die sie die
nassen Wäschestücke schlagen. Ein imposanter Felsen liegt am Ufer
des Ortes und der Ortsvorsteher, der uns begrüßt, weist auf die
Ähnlichkeit mit einem Löwen hin, oder war es ein Kamel? Ich finde
es immer schwierig, ein Abbild von Tier oder Mensch in Stein wieder zu erkennen.
Der Ortsvorsteher besteht auf einem Foto mit dem Felslöwenkamel im
Hintergrund, dann führt er uns zu seinem Haus. Mit einer gewissen Geste
des Stolzes erzählt er, dass es im ganzen Ort keinen Strom gibt.
Sein Haus ist ein großer, spärlich eingerichteter Raum mit einer
Art Sitzecke, d.h. Teppiche und Polster am Boden und in der Mitte ein kleiner
Tisch für Tee. Der wird auch gleich gebracht und dazu selbstgebackenes
Brot. Der Ortsvorsteher berichtet von Touristen, die sich dem einfachen,
kargen Dorfleben überlassen. Sie bleiben für einige Wochen, machen
Urlaub vom Elektrosmog: Leben im Rhythmus der Natur (und Tanzen nach der
Pfeife des Ortsvorstehers?). Ein andermal, vielleicht. |