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In Ouarzazate
wohne ich in einem kleinen Hotel in der Nähe des Busbahnhofs. Der Blick
aus dem Hotelfenster fällt auf einen großen Platz. Normalerweise
bleibt der Platz leer und die Gasse davor ist ruhig, doch eines Morgens
weckt mich betriebsamer Lärm. Den Platz bevölkern Stände
und Buden, Motorenlärm und Stimmen schlagen gegen die Scheiben. Ich
öffne das Fenster, am augenfälligsten leuchten die Plastikwaren,
Körbe, Schüssel, Eimer in gelb und rot. Aus allen Richtungen strömen
die Besucher auf den Markt, vor allem aus der Richtung des Busbahnhofes,
der gleich rechts nur durch eine niedrige Steinmauer getrennt liegt.
Vor ein paar Tagen bin ich an diesem Bahnhof angekommen. In Südmarokko
führen alle Wege irgendwann einmal in diese Stadt. Ouarzazate ist Kreuzungspunkt
zwischen Süd- und Nord-, West- und Ostrouten. Ich bin aus dem Westen
gekommen, aus Agadir. Die Fahrt war eine Prüfung meiner Kälteempfindlichkeit.
Das Seitenfenster beim Fahrersitz war zerbrochen und so blies während
der acht Stunden Nachtfahrt ein kalter Wind zu den vorderen Sitzreihen.
Wir Unglücklichen, die links hinter dem Fahrer Platz genommen hatten,
froren alle fürchterlich und an Schlaf war nicht zu denken. Es stimmte
also, was ich in den Reiseführern gelesen hatte, dass die Busse der
Privatlinien manchmal ziemlich desolat seien.
Es war noch sehr früh, als wir erschöpft Ouarzazate erreichten.
Der Bahnhof schlief noch. Aber ein, zwei Stunden später war von Ruhe
keine Rede mehr. Reisende, Ticketverkäufer, Taxifahrer liefen hektisch
umher; letztere riefen dabei laut die Namen jener Orte, die die Busse, die
in der nächsten Stunde abfahren würden, als Ziel ansteuerten.
Ich empfand es als große Erleichterung, dass die Agenturwerber so
offensiv auf mich zukamen, denn das ersparte mir das mühsame Entziffern
der Buspläne. Um wie viel einfacher war es da, demjenigen ins Ticketbüro
zu folgen, der den gewünschten Ortsnamen rief. |