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Driss
und ich fahren mit dem Fahrrad die Schlucht von Todhra hinauf. Ali, ein
findiger Teppichhändler, hat drei Leihräder in seinem Souvenirgeschäft,
dessen Erlös ausschließlich ihm gehört. Den Gewinn aus dem
Teppichladen muss er mit dem Rest der Familie teilen und die ist ziemlich
groß. Ich glaube, wir sind die ersten, die sich die Räder ausborgen.
Der Weg bis zum Schluchteingang führt entlang grüner Oasengärten,
die im Tal des Oued Todhra liegen, am Fuße ockerfarbener Lehmbauten.
Nach der ersten Enge ist es vorbei mit asphaltierten Straßen, steinig
schlängelt sich der Weg die Schlucht hinauf.
Die Fahrt ist mühsam und anstrengend, unsere Straßenräder
sind nicht geeignet für die großen Mulden und Steine. Und dazu
gibt es regen Verkehr. Lastwägen kriechen Richtung Norden, auf deren
Ladeflächen Menschen hin und her schaukeln. Nach zwei, drei Stunden
Fahrt erreichen wir eine Art Herberge, ein kleines Schutzhaus für Reisende.
Wir kehren ein und trinken Tee. Drei Männer setzen sich an unseren
Tisch, einer mit einer Trommel, ein anderer mit einer Oud, der dritte Mann
übernimmt die führende Singstimme. Er beginnt ein Lied zu intonieren.
Die beiden anderen kommen mit ihren Instrumenten hinzu. Ich schlürfe
leise meinen Tee und lausche, mein Blick fällt auf die Oud.
Das Instrument ist brüchig und alt, es ist selbst gebaut aus Materialien,
die gerade zur Verfügung standen, das ganze Instrument wirkt wie von
Pappe. Da es an einigen Stellen zu brechen droht, hat es sein Besitzer kurzerhand
mit einem herkömmlichen Klebeband repariert und mit Draht notärztlich
versorgt. Der Mann spielt mit einer Meisterschaft und Hingabe, die die Ramponiertheit
des Instruments vergessen lassen. Aus seinen Improvisationen sprudeln Melodien
und Harmonien, die von seiner Liebe zur Musik hörbar Zeugnis ablegen. |