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Das
Bemerkenswerte an Tinerhir sind die schönen Oasengärten, die man
in ausgedehnten Spaziergängen genießen kann, vor allem wenn man
Glück hat so wie ich und einen so freundlichen Oasenbegleiter hat wie
Driss.
Anders als in Zagora gibt es in Tinerhir keine Mauern zwischen den einzelnen
Parzellen und so ist der Eindruck der wohltuenden Weite eines kultivierten
Landstriches gegeben. Kleine Wege führen an den einzelnen Beeten vorbei
- Erbsen, Gurken, Kartoffeln, Zwiebeln, Koriander wachsen unter dem Schutz
von Dattelpalmen, dazwischen Orangenbäume, Zitronenbäume, Rosensträucher.
Die nachmittägliche Stille verbreitet eine friedvolle Atmosphäre,
beinahe paradiesisch, wäre da nicht die Arbeit, die den Garten zum
Gemüselieferanten macht. Mit kleinen Handsicheln werden die Früchte
geerntet, wird das Gras geschnitten. Zwei Hände und eine Harke bearbeiten
den Boden mühevoll, geduldig und schonend. Der fruchtbare Teil des
Bodens entlang des Wasserlaufs muss optimal genutzt, kein Meter davon darf
verschenkt werden an die wild wuchernde Natur.
Ich erinnere mich an einen Bericht über die überdurchschnittlich
hohe Zahl von gerichtsanhängigen Grenzstreitigkeiten in den von Landwirtschaft
dominierten Regionen Österreichs – ein Bauer zieht gegen einen
anderen ins Feld wegen eines Fußbreit Landes oder weil einer den Feldweg
des anderen befährt.
Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass am Ende eines solchen Streits
ein Widersacher den anderen Widersacher ins Jenseits befördert hat.
Vielleicht sollten solche Streithähne ein Praktikum im Oasenfeldbau
absolvieren, denn ohne Miteinander geht hier gar nichts. |